Belasten Vegetarier die Umwelt stärker als Fleischfresser?

Belasten Vegetarier die Umwelt stärker als Fleischfresser? (Quelle: Foxys Forest Manufacture/shutterstock.com)
In den letzten Jahren war immer wieder davon die Rede, dass Viehzucht zu einem großen Teil für den Klimawandel verantwortlich sei. Der Grund: Die schiere Masse an Vieh sorge für einen enormen Methanausstoß.
Wissenschaftler der Carnegie Mellon University, einer privaten Forschungsuniversität, möchten allerdings nun herausgefunden haben, dass eine vegetarische Ernährung insgesamt gesehen deutlich umweltschädigender sei, als die Viehzucht.
Obst und Gemüse würde demnach – von der Aussaat bis zum Verzehr – deutlich mehr Ressourcen fressen als viele Fleischsorten.
Gemüse stößt zwar kein Methan aus, aber…
Natürlich stoßen Obst und Gemüse selbst keine Treibhausgase aus, allerdings werden für den Anbau, die Verarbeitung und den Transport zum Endkunden dennoch Ressourcen benötigt, die bei einer Gesamtrechnung miteinbezogen werden müssen.
Am einfachsten ist es, die Ressourcen pro Kalorie zu berechnen – so geschehen in der Studie.
Ziele der Studie
Die Wissenschaftler haben sich drei verschiedene Ernährungstypen angeschaut und errechnet, inwieweit sich in den USA der Energieverbrauch, der Wasserverbrauch und die Treibhausgasemission verändern würde, wenn die Bevölkerung auf den jeweiligen Ernährungstyp umsteigen würde.
Dabei standen drei Ernährungstypen zur Auswahl:
- 1. Szenario: Kalorienreduktion ohne Änderung der Ernährungsgewohnheiten
- 2. Szenario: Empfohlene Lebensmittel der USDA ohne Kalorienreduktion
- 3. Szenario: Empfohlene Lebensmittel der USDA mit Kalorienreduktion
Ergebnis: Gesunde Ernährung frisst viele Ressourcen
Im ersten Szenario haben sich der Energie- und Wasserverbrauch sowie die Treibhausgasemission um jeweils 9% reduziert.
Im zweiten Szenario haben sich der Energieverbrauch um 43%, der Wasserverbrauch um 16% und die Treibhausgasemission um 11% erhöht.
Im dritten Szenario haben sich der Energieverbrauch um 38%, der Wasserverbrauch um 10% und die Treibhausgasemission um 6% erhöht.
Wie sind diese Ergebnisse zu erklären?
Die Ergebnisse zeigen, dass eine gesündere Ernährung, die viele Früchte, Gemüse, Milchprodukte, Fisch und andere Meeresfrüchte beinhaltet, mit einem höheren Ressourcenverbrauch und einem erhöhten Ausstoß von Treibhausgasen korreliert.
Erklärbar sind diese Ergebnisse durch die Ressourcen, die beim Wachstum, bei der Verarbeitung, beim Transport, beim Verkauf und bei der Lagerung verbraucht werden. Diese verbrauchen insgesamt mehr Energie und mehr Wasser und stoßen gleichzeitig mehr Treibhausgase aus, als es bei der Viehzucht der Fall ist.
Gesundheit vs. Umwelt
Die Studie hat gezeigt, dass eine gesunde Ernährung die Umwelt negativ beeinflussen kann. Das liegt natürlich einzig und alleine an der langen Produktionskette, aus der Früchte und Gemüse heutzutage resultieren.
Wenn man sich jedoch einmal einen Steinzeitmenschen vorstellt, der sich von wild gewachsenen Früchten und Gemüse aus dem Wald ernährt, dann ist die vegetarische Ernährung natürlich dennoch besser für die Umwelt als Viehzucht – denn die Pflanzen selbst stoßen keine Treibhausgase aus.
Verbesserungsvorschläge von unserer Seite
Natürlich werden viele Ressourcen verschwendet, wenn Obst und Gemüse erst mehrere tausend Kilometer um den Erdball geflogen werden müssen.
Für Vegetarier – und auch für alle anderen Menschen – ist es daher sinnvoll, Lebensmittel aus dem regionalen Anbau zu verköstigen. Auf diese Weise werden weniger Ressourcen verbraucht, da beispielsweise die irren Transportkosten wegfallen.
Auch der Verzehr von saisonalem Gemüse macht Sinn, da auf diese Weise keine Treibhäuser unterstützt werden, die ebenfalls extreme Ressourcenfresser darstellen.
Ernährung mit Köpfchen
Wenn man sich auf intelligente Weise vegetarisch ernährt, sehen wir kein Problem mit der Umwelt oder dem Klimawandel.
Wir glauben ohnehin nicht, dass sich alle US-Amerikaner auf einmal gesund ernähren möchten – die Studie bleibt daher wohl ein theoretisches Konstrukt. Dennoch ist es gut, wenn solche Studien zum Nachdenken anregen.
Quellenangabe
Tom, Fischbeck & Hendrickson (2015). Energy use, blue water footprint, and greenhouse gas emissions for current food consumption patterns and dietary recommendations in the US. Environment Systems and Decisions pp 1-12. doi:10.1007/s10669-015-9577-y