Studie: Unregelmäßiger Schlafrhythmus macht krank

Studie: Unregelmäßiger Schlafrhythmus macht krank (Quelle: Tero Vesalainen/shutterstock.com)
Tagsüber sind wir aktiv, in der Nacht schlafen wir. Alleine unsere schwache Sehkraft in der Dunkelheit zeugt davon, dass wir Menschen tagaktive Lebewesen sind. Es ist daher nicht verwunderlich, dass unsere innere Uhr darauf ausgelegt ist, dass wir ins Bett gehen, sobald es abends dunkel wird.
Jedoch leben wir nicht mehr in der Steinzeit. Unsere heutige Gesellschaft ist darauf ausgelegt, dass wir 24 Stunden am Tag aktiv sein können – Geschäfte haben geöffnet, die öffentlichen Verkehrsmittel fahren und die Straßenbeleuchtung macht die Nacht zum Tage.
Daraus folgt, dass viele Menschen nachts arbeiten müssen – oder noch schlimmer: Sie haben Schichtdienst. Ein solcher Lebensstil bringt unsere innere Uhr komplett aus dem Konzept, da man sich alle paar Tage an einen neuen Rhythmus anpassen muss.
Eine aktuelle Studie aus den USA hat nun gezeigt, dass ein unregelmäßiger Schlafrhythmus auf Dauer zu Stoffwechsel- und Herz-Kreislauf-Erkrankungen führen kann.
Über die Studie
Die Studie wurde an der Universität von Pittsburgh von einem Forscherteam um Patricia M. Wong durchgeführt. Sie wurde am 18. November 2015 in der renommierten Fachzeitschrift The Journal of Clinical Endocrinology & Metabolism veröffentlicht.
Die Studie hat sich vor allem mit dem sogenannten sozialen Jetlag und den Krankheiten, die daraus resultieren können, beschäftigt. Gemeint sind dabei wechselnde Schlafrhythmen unter der Woche und am Wochenende. Viele Menschen gehen nämlich am Wochenende später ins Bett als sonst und wachen dementsprechend auch deutlich später auf.
Insgesamt wurden 447 Männer und Frauen im Alter zwischen 30 und 54 Jahren untersucht. Alle Studienteilnehmer haben während des Zeitraums der Studie entweder in Teilzeit oder in Vollzeit gearbeitet. Das Geschlechterverhältnis war dabei nahezu identisch. Alle Testpersonen wurden mit Geräten ausgestattet, die ihre Schlafgewohnheiten zur späteren Auswertung aufgezeichnet haben.
Ergebnisse
Der Großteil der Studienteilnehmer (genauer gesagt: 85%) wies am Wochenende tatsächlich einen veränderten Schlafrhythmus auf. Sie erreichten den Halbzeitpunkt ihrer Gesamtschlafdauer am Wochenende erst deutlich später.
Doch was genau geht bei einem sozialen Jetlag im Körper vor sich?
- Weniger High-Density Lipoproteine
High-Density Lipoproteine sind unter anderem dafür zuständig, Cholesterin aus den Blutbahnen zu entfernen. Sie wirken sich also positiv auf das Herz-Kreislauf-System aus. - Mehr Triglyceride
Triglyceride können das Risiko für Thrombosen und Arteriosklerose erhöhen. Erhöhte Werte treten meist bei Fettstoffwechselstörungen und Übergewicht auf. - Tendenz zu Adipositas
Wer unregelmäßig schläft, der leidet unter einem höheren Risiko, fettleibig zu werden. - Insulinresistenz
Eine erhöhte Insulinresistenz kann ebenfalls die Folge eines unregelmäßigen Schlafrhythmus sein.
Die hier genannten Vorgänge können Diabetes und Herz-Kreislauf-Erkrankungen begünstigen.
Besonders gefährdet sind Schichtarbeiter
In der hier vorgestellten Studie ging es zwar nur um den sozialen Jetlag, allerdings kann man davon ausgehen, dass sich die Ergebnisse auf Schichtarbeiter übertragen lassen. Diese sind natürlich noch weitaus gefährdeter, da ihr Schlafrhythmus noch weitaus häufiger und tiefgreifender umgestellt wird.
Was bedeuten diese Ergebnisse?
Die US-amerikanische Studie hat gezeigt, dass man einen unregelmäßigen Schlafrhythmus vermeiden sollte, sofern er sich denn vermeiden lässt.
Nun stellt sich allerdings die Frage, ob man sein Leben nur nach dem Schlaf richten oder es lieber genießen sollte. Wir finden, dass man einen Kompromiss eingehen sollte. Wenn es sich vermeiden lässt, sollte man auch am Wochenende einen Schlafrhythmus leben, der sich an den üblichen Wochentagen orientiert. Wenn allerdings beispielsweise Freitagabend ein Konzert stattfindet, dann sollte man es lieber genießen, als sich Gedanken über die Gesundheit zu machen.
Des Weiteren möchten wir betonen, dass die körperlichen Vorgänge zwar durchaus existieren, aber dennoch keine ernsthaften Konsequenzen nach sich ziehen müssen – zumindest beim sozialen Jetlag am Wochenende. Wer sonntags gerne zwei Stunden länger schläft, der wird nicht von heute auf morgen an Diabetes erkranken – zumindest nicht aus diesem Grund.
Die gesundheitlichen Folgen für Schichtarbeiter sind hingegen tatsächlich ein großes Problem unserer Gesellschaft – aber daran kann man – aus unserer Sicht – nicht wirklich etwas ändern. Wir leben schließlich in einer Leistungsgesellschaft, in der die Menschen für die Gesellschaft leben – und nicht andersherum.