Können zu viele Antioxidantien gesundheitsschädlich sein?

Können zu viele Antioxidantien gesundheitsschädlich sein? (Quelle: Adisa/shutterstock.com)
Wenn man einen Blick in die Regale der bekannten Discounter wirft, fällt auf, dass Lebensmittel mit künstlich zugesetzten Antioxidantien im Trend zu liegen scheinen. Das ist auch kein Wunder, da Antioxidantien laut vorherrschender Meinung den Alterungsprozess im Organismus aufhalten und somit gesund sind. Die Lebensmittelindustrie macht sich dies natürlich zu Nutze und versucht die Verkäufe durch zugesetzte Antioxidantien anzukurbeln.
Heute möchten wir uns einmal kritisch mit dem Thema Antioxidantien auseinandersetzen und zeigen, wieso es sich dabei nicht um die Wunderwaffe schlechthin handelt, die den Alterungsprozess mit sofortiger Wirkung aufhalten kann. Im Gegenteil: Eine zu große Menge an Antioxidantien kann sich sogar negativ auf die Gesundheit auswirken. Wieso das so ist, erfährst Du im folgenden Artikel.
Wenn Du noch gar nichts über Antioxidantien weißt, empfehlen wir vor der Lektüre dieses Beitrags unseren Artikel zum Thema Was sind Antioxidantien?.
Die Theorie der freien Radikale
Der Biogerontologe Denham Harman gilt als Vater der Theorie der freien Radikale und hat den Grundgedanken von freien Radikalen und Antioxidantien im 20. Jahrhundert erst ins Leben gerufen.
Die Theorie besagt, dass bei den Stoffwechselvorgängen im Körper freie Radikale entstehen, die Körperzellen schädigen und somit den Alterungsprozess vorantreiben und Krankheiten hervorrufen. Unter den Zellschädigungen leiden hauptsächlich die DNA, die RNA, Proteine und Lipide. Die Zellen reagieren darauf, indem sie sogenannte Radikalfänger produzieren, die den freien Radikalen Einhalt gebieten sollen. Radikalfänger sind dabei nichts anderes als Antioxidantien. Zusätzlich nimmt der Körper unterstützend Antioxidantien über die Nahrung auf.
In dieser Theorie sind Antioxidantien die Guten und freie Radikale die Bösen. Doch stimmt das wirklich?
Aktuelle Erkenntnisse
Mittlerweile weiß man, dass freie Radikale nicht nur Schaden anrichten, sondern sogar vom Immunsystem dafür genutzt werden, um Viren, Bakterien, Zellmüll und beschädigte Zellen zu beseitigen. Sie sind also essentiell wichtig für einen gesunden Organismus. Sie dienen quasi als Munition für das Immunsystem.
Doch was passiert, wenn man dem Körper Unmengen an Antioxidantien hinzuführt, da diese ja angeblich so gesund sind?
In einer Studie aus dem Jahr 1994 hat sich gezeigt, dass Antioxidantien Patienten mit Lungenkrebs nicht weitergeholfen haben. Im Gegenteil: Das Tumorwachstum hat sich sogar erhöht.
Eine Studie von 2007 unterstützt ebenfalls den Gedanken, dass zu viele Antioxidantien ungesund sind. Hier hat sich gezeigt, dass die Sterblichkeitsrate bei der Zugabe von Beta-Carotin, Vitamin A und Vitamin E steigt.
Die (derzeitige) Wahrheit über freie Radikale und Antioxidantien
Die oben genannten Tatsachen zeigen, dass man dem Körper nicht zu viele Antioxidantien zuführen sollte, da dadurch ein Ungleichgewicht zwischen freien Radikalen und Antioxidantien hervorgerufen wird. Wenn sich nicht mehr genügend freie Radikale im Organismus befinden, fehlen dem Immunsystem die nötigen Mittel, um geschädigte Zellen, Viren, Bakterien und Zellmüll zu entfernen.
Übrigens: Mittlerweile hat man sogar herausgefunden, dass Sport die Bildung von freien Radikalen fördert. Der Körper reagiert allerdings darauf und wird zukünftig resistenter gegen oxidativen Stress – das Immunsystem wird also gestärkt.
Gleichgewicht heißt das Zauberwort
Wenn die Konzentration der Antioxidantien im Körper zu hoch ist, fehlen dem Immunsystem freie Radikale, um vernünftig funktionieren zu können. Wenn die Konzentration von freien Radikalen allerdings zu hoch ist, wird der Alterungsprozess beschleunigt und Krankheiten gefördert.
Aus diesen beiden Gedanken kann man den Schluss ziehen, dass das Gleichgewicht zwischen Antioxidantien und freien Radikalen essentiell wichtig für einen gesunden Körper ist.
Man sollte viel Obst und Gemüse essen und Sport treiben, allerdings auf die künstliche Zugabe von Antioxidantien verzichten. Auf diese Weise sollte man das Gleichgewicht beibehalten können.